„ITE – von der Kunst des „selbstgemachten Lebens“

Audiovisueller Vortrag von Dirk Hülstrunk

Die Möglichkeit, das eigene Leben weitgehend autonom selbst gestalten zu können, scheint die Glücksformel schlechthin zu sein, etwas das unsere westliche Zivilisation trotz allem Gerede über die Freiheit des Individuums zunehmend einschränkt.

ITE, eine Abkürzung des finnischen Begriffes ITSE TEHTY ELÄMÄ bedeutet „selbstgemachtes Leben“. ITE ist ein Sammelbegriff für die einzigartige finnische Variante von Outsider Art, Kunst, die das Selbst gestaltete Leben in den Mittelpunkt ihres Kunstschaffens stellt.

Ihre Vertreter sind vor allem Eigenbrötler, Außenseiter, Sonderlinge, die in keine Schublade passen. Sie leben und arbeiten außerhalb der Metropolen, versteckt im Hinterland. Sie haben in Fabriken oder in der Landwirtschaft gearbeitet. Manche sind Aussteiger. Eine künstlerische Vorbildung haben sie nicht. Einige haben als Folge einer Lebenskrise angefangen Kunst zu machen. Andere sind schon seit der Kindheit aktiv, ohne dass jemand ihr Schaffen als Kunst angesehen hätte. Sie produzieren Skulpturen, Malerei, Installationen, Texte, Performances, Klangobjekte mit einfachsten Mitteln, großer Fantasie und teils manischer Besessenheit. Ihre Werke sind weder Hobbykunst noch traditionelle Kunst. Sie stellen die fundamentalen Fragen der Menschheit und suchen die verlorene Einheit zwischen Kosmos, Natur und Individuum.

ITE Künstler sind scheue Menschen. Fern von den Kunstszenen und Akademien, gelingt es ihnen exemplarisch Kunst und Leben so zu vereinen, wie es die Avantgarde häufig postuliert, aber nie erreicht hat.


Der Vortrag basiert auf mehreren Recherchereisen gemeinsam mit dem wichtigsten ITE Dokumentaristen Erkki Pirtola und stellt exemplarisch einige der interessantesten finnischen ITE Künstler vor, u.a. Elis Sinistö, Ritva Nurmi, Tixa, Vesa Venäänen, Johannes Setälä, Seppo Suomensyriä, Veijo Rönkkönen,

ITE wird mittlerweile von der finnischen Regierung als Teil der Nationalen Kultur gesehen. Die staatliche Union of Rural Culture and Education hat sich der Entdeckung und Erhaltung der ITE Kunst angenommen. Die erste landesweite Ausstellung von ITE Art im Kiasma Museum für Moderne Kunst 2005 gehört zu den populärsten Ausstellungen aller Zeiten. Außerhalb Finnlands ist ITE Kunst jedoch kaum bekannt.

 

 

 

 

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